Inhaltsverzeichnis:
- Tat in der Lorichsstraße: 21-Jährige stirbt durch Messerangriff
- Eifersucht als mögliches Motiv
- Gewalt bleibt oft unsichtbar
- Kritik an Prävention und staatlicher Reaktion
Tat in der Lorichsstraße: 21-Jährige stirbt durch Messerangriff
Am Dienstag gegen 16 Uhr meldeten Anwohner der Lorichsstraße Hilferufe aus einem Mehrfamilienhaus. Einsatzkräfte der Polizei fanden dort eine 21-jährige Frau mit einer schweren Stichverletzung im Hals. Die Frau verstarb noch am Tatort. Der mutmaßliche Täter, ein 31-jähriger Mann und Ex-Partner der Getöteten, versuchte anschließend, sich selbst das Leben zu nehmen. Er erlag wenig später seinen Verletzungen im Krankenhaus.
Das acht Monate alte gemeinsame Kind der beiden war zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung. Es wird derzeit von den Großeltern betreut. Laut Staatsanwaltschaft wird das Verfahren voraussichtlich eingestellt, da der Tatverdächtige verstorben ist und keine Hinweise auf Mittäter vorliegen.
Eifersucht als mögliches Motiv
Die Polizei vermutet Eifersucht als Auslöser der Tat. Nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks hatte die 21-Jährige einen neuen Partner, was möglicherweise zum Motiv wurde. Die Ermittlungen deuten auf einen sogenannten Femizid hin – also die vorsätzliche Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist.
In diesem Zusammenhang spricht die Kriminalstatistik eine deutliche Sprache:
- 2023 registrierte das Bundeskriminalamt 360 vollendete Tötungsdelikte durch Partner oder Ex-Partner.
- Zudem wurden 938 versuchte Tötungen erfasst.
- In 80,6 % der Fälle waren Frauen die Opfer.
Gewalt bleibt oft unsichtbar
Viele Fälle häuslicher Gewalt bleiben im Verborgenen. Opfer scheuen häufig den Gang zur Polizei. Gründe sind unter anderem Angst, Scham und mangelndes Vertrauen in die Behörden. Laut Fachanwältin Christina Clemm zeigt sich Gewalt in Beziehungen häufig als Spirale. Die Täter kommen aus allen sozialen Schichten und Kulturen. Ein eindeutiges Täterprofil gebe es nicht.
Frauen, die getötet werden, waren nicht selten bereits vorher Opfer psychischer und körperlicher Gewalt. In dem aktuellen Fall gab es jedoch laut Polizei keine aktenkundigen Vorfälle häuslicher Übergriffe. Solche Taten treffen häufig unvorbereitet auch das Umfeld – etwa Nachbarn oder Angehörige.
Kritik an Prävention und staatlicher Reaktion
Expertinnen wie Monika Schröttle von der Universität Erlangen-Nürnberg fordern seit Jahren bessere Präventionsmaßnahmen. Besonders in Hochrisikofällen müsse schneller und entschlossener gehandelt werden. Sie betont, dass Tötungsdelikte selten spontan begangen würden. Vielmehr seien sie oft das Ergebnis langfristiger Eskalationen innerhalb toxischer Beziehungen.
Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen:
- Mehr flächendeckende Täterprogramme
- Ausbau von Anti-Gewalt-Trainings
- Bessere Koordination zwischen Polizei, Justiz und Jugendämtern
- Frühzeitige Risikoanalysen durch Fachstellen
Die Tötung in Hamburg reiht sich in eine lange Liste ähnlicher Fälle ein. Jedes dieser Verbrechen hat individuelle Hintergründe, doch sie folgen einem wiederkehrenden Muster. Fachleute sehen dringenden Handlungsbedarf in Politik, Gesellschaft und Justiz.
Quelle: NDR, webrivaig.com/de