Hamburg veröffentlicht Hitzeaktionsplan
Die Hansestadt Hamburg erwartet in den kommenden Tagen Temperaturen bis zu 37 Grad. Feuerwehrsprecher Markus Jostes kündigte an, dass mit einem deutlichen Anstieg von Rettungseinsätzen gerechnet wird. Um die Bürger zu unterstützen, hat die Stadt eine sogenannte „Kühle-Orte-Karte“ veröffentlicht.
Diese Karte enthält:
- klimatisierte öffentliche Einrichtungen (z. B. Bücherhallen)
- Trinkwasserspender
- öffentliche Badegewässer
- Parks und schattige Plätze
Der Hitzeaktionsplan verpflichtet auch Krankenhäuser und Pflegeheime zu besonderen Vorkehrungen. Diese sollen sicherstellen, dass besonders gefährdete Gruppen geschützt werden. Sprecher Ole Braukmann von Hamburg Wasser versichert: Die Wasserversorgung sei stabil. Dennoch rät er zur Zurückhaltung beim Befüllen von Planschbecken oder Rasensprengen – insbesondere morgens zwischen 8 und 10 Uhr.
Schulen und Arbeitgeber in Hamburg reagieren unterschiedlich
Ob Schüler hitzefrei bekommen, liegt im Ermessen der jeweiligen Schulleitung. Eine zentrale Regelung gibt es in Hamburg nicht. Für Kinder unter 14 Jahren ist jedoch eine Notbetreuung verpflichtend anzubieten. Die Schulbehörde verweist auf die unterschiedlichen baulichen Bedingungen der Schulgebäude.
Auch Arbeitgeber wurden informiert: Ab einer Raumtemperatur von 26 Grad sollen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Ab 30 Grad sind diese verpflichtend. Räume über 35 Grad ohne Schutzmaßnahmen gelten als unzulässig für die Arbeit. Die Stadt verlangt explizit Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung.
Höchste Waldbrandgefahr in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern
In Niedersachsen werden am Mittwoch Temperaturen von bis zu 39 Grad erreicht. Besonders betroffen sind Regionen zwischen Hannover und Braunschweig. In Küstengebieten liegen die Werte etwas niedriger, mit Spitzen um die 34 Grad.
Waldbrandgefahrenindex meldet:
Region | Warnstufe | Beispielorte |
---|---|---|
Mecklenburg-Vorpommern | 5 (hoch) | Greifswald, Waren/Müritz |
Niedersachsen (Landkreis Gifhorn) | 5 (hoch) | Wittingen |
Osnabrück, Hannover, Bremen | 4 | - |
Der Deutsche Wetterdienst warnt für viele Gebiete vor starker Wärmebelastung. Besonders nachts bleibe es warm, was eine zusätzliche Belastung darstellt. UV-Strahlung sei ebenfalls auf sehr hohem Niveau, was zu Sonnenbränden und langfristigen Hautschäden führen kann.
Diakonie fordert besseren Hitzeschutz für Obdachlose
Das Diakonische Werk Hamburg warnt davor, dass viele der „kühlen Orte“ für wohnungslose Menschen nicht zugänglich sind. Die Diakonie fordert zusätzliche Trinkwasserstellen, Sonnenhüte, Sonnencreme sowie Schattenplätze. Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv obdachlose Personen ansprechen und bei Bedarf Wasser oder Hilfe anbieten.
Empfohlene Sofortmaßnahmen bei Hitzeschlag:
- In den Schatten bringen
- Beine hochlagern
- Haut mit lauwarmem Wasser kühlen
- Isotonische Getränke anbieten
- Rettungsdienst rufen (112)
Hitzefolgen - Lebensgefahr für Herz und Kreislauf
Laut Robert Koch-Institut starben im Jahr 2023 etwa 3.000 Menschen an den Folgen der Hitze. In den Sommern 2018 und 2019 waren es sogar 8.500 bzw. 7.000. Hauptsächlich betroffen sind Menschen über 75 Jahre. Medikamente wie Blutdrucksenker, Diuretika oder Psychopharmaka können das Risiko deutlich erhöhen.
Symptome bei Hitzeüberlastung:
- heißer, roter Kopf
- geschwollene Beine
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Ohnmacht
- Müdigkeit
- Atemnot
Besonders gefährlich wird es, wenn der Körper nicht mehr schwitzt. Dann droht ein lebensgefährlicher Hitzschlag.
Medikamente und Hitze - gefährliche Kombinationen
Mehrere Wirkstoffe verstärken die Wirkung von Hitze auf den Körper. Dazu gehören:
- Antidepressiva
- Neuroleptika
- Diuretika
- Antihistaminika
- Schilddrüsenmedikamente
- Blutdrucksenker und Insulin
Wer solche Medikamente nimmt, sollte die Einnahme bei Hitze mit ärztlicher Beratung anpassen.
Gefahr durch Wassermangel und Mineralstoffverlust
Schon ein Flüssigkeitsverlust von 2 % kann die Leistungsfähigkeit einschränken. Durch starkes Schwitzen gehen wichtige Mineralien wie Kalium und Magnesium verloren. Das kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Besonders betroffen sind:
- Menschen mit Herzproblemen
- Ältere mit schwachem Durstgefühl
- Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion
Ein Warnsignal ist fehlender Harndrang. Auch die Urinfarbe sollte kontrolliert werden.
Sport bei Hitze - hohe Risiken für Kreislauf und Organe
Körperliche Anstrengung erzeugt zusätzlich Wärme. Wenn gleichzeitig das Kühlsystem belastet ist, kann es zu einem Kollaps kommen. Auch wer sich lange in der Sonne bewegt, riskiert einen Sonnenstich. Besonders gefährdet sind Menschen, die:
- im Freien arbeiten
- Sport treiben
- bereits Kreislauf- oder Herzprobleme haben
Haut und Verdauung bei Hitze stark belastet
Durch stärkere Durchblutung der Haut erhalten innere Organe weniger Blut. Das kann Magen-Darm-Infekte begünstigen. Gleichzeitig erhöht sich die Empfindlichkeit gegenüber Keimen, die normalerweise harmlos sind. Die Haut reagiert empfindlicher auf Sonnenstrahlen, was zu Reizungen und Sonnenstichen führen kann.
Klimawandel verschärft extreme Wetterlagen
Meteorologe Ronny Büttner erklärt, dass die Heißluft aus Nordwestafrika über Portugal und Frankreich nach Deutschland zieht. Diese Kombination aus Klimawandel und Wetterlage führt zu immer früher auftretenden Hitzewellen. Auch Starkregen und Gewitter würden intensiver. Laut einer Forsa-Umfrage halten 32 % der Deutschen die Hitzewellen für ein ernstes Problem.
Wichtige Tipps zum Hitzeschutz im Alltag
Was jeder tun kann:
- täglich mindestens 2 Liter trinken
- Schatten und kühle Räume aufsuchen
- körperliche Belastung vermeiden
- leichte Kleidung tragen
- Wohnräume morgens und abends lüften
Die Städte sind gefordert, öffentliche Trinkwasserstellen, Begrünung und kühle Zonen auszubauen. Zwei Drittel der Bevölkerung befürworten Investitionen für besseren Hitzeschutz.
Übersicht - Warnstufen und Hitzeschutzmaßnahmen
Temperaturbereich | Maßnahme erforderlich |
---|---|
über 26 °C | Lüftung, Ventilatoren |
über 30 °C | Pflicht zu Sonnenschutz, Kühlung |
über 35 °C | Arbeitsverbot ohne Schutzmaßnahmen |
Die kommenden Tage erfordern erhöhte Wachsamkeit – für sich selbst und andere. Vor allem gefährdete Gruppen benötigen Aufmerksamkeit, Prävention und Hilfe. Das Ziel: Gesundheit schützen, Leben retten.
Quelle: NDR, Tagesschau