Inhaltsverzeichnis:
- Sternipark Hamburg als Vorreiter bei Babyklappen
- Die Bilanz nach 25 Jahren zeigt:
- Ronjas Geschichte - Ein Leben nach der Babyklappe
- Biancas Fall - Rückkehr nach der Babyklappe
- Vertrauliche Geburt als Alternative zur Babyklappe
- Gesetzliche Grauzone, aber klare Wirkung
Sternipark Hamburg als Vorreiter bei Babyklappen
Im Jahr vor der Eröffnung, 1999, wurden in Hamburg fünf ausgesetzte Säuglinge gefunden, drei davon tot. Der Schock in der Bevölkerung war groß. Der Verein Sternipark entwickelte daraufhin ein Konzept zur anonymen Kindesabgabe. Die Babyklappe in der Goethestraße war die erste ihrer Art in Deutschland.
Inzwischen betreibt der Verein drei Babyklappen: in Hamburg-Altona, Hamburg-Wilhelmsburg und im schleswig-holsteinischen Mittelangeln-Satrupholm. Die Abgabe eines Kindes löst automatisch einen Alarm in einer nahegelegenen Klinik oder bei einer Hebamme aus. Innerhalb weniger Minuten ist professionelle Hilfe vor Ort.
Die Bilanz nach 25 Jahren zeigt:
- 60 Säuglinge wurden anonym abgegeben
- 17 davon kehrten später zu ihren Müttern zurück
- Derzeit wird nur noch etwa 1 Baby pro Jahr abgegeben
- Die Zahl der Neugeborenen, die ausgesetzt werden, ist in Hamburg seit der Einführung auf null gesunken.
Ronjas Geschichte - Ein Leben nach der Babyklappe
Ronja wurde im August 2001 in der ersten Babyklappe abgelegt. Von ihrer leiblichen Mutter fehlt bis heute jede Spur. Ein Brief mit Informationen über die Familie ging beim Jugendamt verloren. Trotz Suchanzeigen konnte Ronja nichts über ihre Herkunft erfahren.
Sie wuchs bei Adoptiveltern mit drei Geschwistern auf. "Ich hatte eine sehr schöne Kindheit", berichtet sie heute. Die Möglichkeit der Babyklappe rettete ihr Leben. Auch wenn sie sich wünscht, mehr über ihre Herkunft zu wissen, sieht sie in der Einrichtung eine lebensrettende Maßnahme.
Biancas Fall - Rückkehr nach der Babyklappe
Bianca brachte 2024 ihren Sohn Leon in die Babyklappe. Nur 14 Tage später holte sie ihn zurück. Nach der Geburt war sie kraftlos und überfordert. Eine spätere Diagnose ergab eine Schilddrüsenunterfunktion. Der Vater war gegen den Schritt. Durch Zufall traf Bianca vor Ort eine Sternipark-Mitarbeiterin und gab ihre Telefonnummer.
Über die folgenden Tage blieben sie in Kontakt. Schließlich entschied sich Bianca, Leon wieder aufzunehmen. "Leon ist unser Sonnenschein. Wir würden ihn nie wieder hergeben", sagt sie heute. Der Fall zeigt, dass viele Mütter ihre Entscheidung noch einmal überdenken.
Vertrauliche Geburt als Alternative zur Babyklappe
Seit Mai 2014 gibt es in Deutschland das Angebot der "vertraulichen Geburt". Mütter können anonym entbinden, ihre Daten werden 16 Jahre lang versiegelt aufbewahrt. Danach hat das Kind ein Recht, seine Herkunft zu erfahren. Ziel ist es, heimliche Geburten und Kindesaussetzungen zu verhindern.
Sternipark begleitete bereits über 850 dieser Geburten. Nur 27 Frauen blieben tatsächlich anonym. Etwa 60 Prozent entschieden sich später für ein Leben mit dem Kind. Der Rest gab das Neugeborene zur Adoption frei. Zusätzlich bietet Sternipark rund um die Uhr Beratung unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-4560789 an.
Der Deutsche Kinderschutzbund sieht in der vertraulichen Geburt die bessere Lösung gegenüber der Babyklappe. Sie achte stärker auf die Rechte des Kindes und die medizinische Sicherheit der Mutter. Trotzdem bleibt die Babyklappe eine wichtige Option für extreme Notsituationen.
Gesetzliche Grauzone, aber klare Wirkung
Das Ablegen eines Kindes in einer Babyklappe gilt juristisch nicht als Kindesaussetzung, sondern als Abgabe in Pflege. Strafrechtliche Konsequenzen bleiben in der Regel aus. Die Diskussion über ethische und rechtliche Aspekte begleitet das Thema weiterhin.
Trotz aller Kritik zeigt die Statistik: Seit 25 Jahren wurde in Hamburg kein Baby mehr tot ausgesetzt. Die Initiative von Sternipark hat Leben gerettet und bewiesen, dass niedrigschwellige Angebote Müttern in Not helfen können.
Quelle: Tagesschau, www.welt.sn2world.com